Wenn die Tage kürzer werden…            

müssen Körper, Geist und Seele sich darauf einstellen können. Mit Jin Shin Jyutsu können wir sie dabei unterstützen.                   

Heute einmal etwas ganz Praktisches für die kommende, wechselhafte Jahreszeit(dafür gibt’s keine Bilder) 😉

Wie in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird auch im Jin Shin Jyutsu jeder Jahreszeit ein Element zugeordnet. Das Element Luft gehört zum Herbst und entspricht dem Metall der TCM. Seine Wirkung ist das Austrocknen und Zusammenziehen. Das Laub wird trocken, die Früchte schrumpeln zusammen und werden hart. Trockene Schleimhäute erhöhen die Infektanfälligkeit, der Wind greift die den Körper umgebende ätherische Hülle der Lebensenergie (japan.: Ki, chin.: Qi) an und schwächt so die Abwehrkräfte, die kürzer werdenden Tage schlagen zusätzlich aufs Gemüt, welches als Konglomerat von Gedanken und Gefühlen, ebenfalls mit dem Element Luft in Verbindung gebracht wird. Diese synthetische Sicht der Dinge zeigt uns, dass die Vorgänge im menschlichen Körper wie der Psyche nicht losgelöst von den Ereignissen der Natur ringsumher betrachtet werden können.

Die Organfunktionsenergien, die dem Element Luft zugeordnet werden, sind die der Lunge und des Dickdarms. Da der Meridian des letzteren von den Zeigefingern beginnend über den Nacken verläuft, leuchtet es von selbst ein, diese empfindliche Körperpartie, an der sich dicht gedrängt drei Sicherheitsenergieschlösser (SES 4, 12, 11) befinden, zu schützen und mit Tüchern oder Schals warm zu halten, um einem steifen Nacken oder einer Halsentzündung vorzubeugen. Warme Getränke und Lutschpastillen halten außerdem die Schleimhäute feucht. Sollte sich dort doch eine Verspannung einstellen, dann die Hand der gegenüberliegenden Körperseite wie einen Kleiderbügel über die Schulter mit dem Daumen am Hals und den Fingerspitzen auf die schmerzenden Stelle (SES 11) legen, während der Zeigefinger dieser Hand von den Fingern der anderen (gleichseitigen) Hand umschlossen wird und solange halten, bis sich eine spürbare Erleichterung einstellt. Man darf und soll es sich im Sitzen oder Liegen dabei bequem machen und Kissen oder Polster nutzen. Wem dies trotzdem zu anstrengend ist, kann für einen strapazierten Nacken auch einfach die Daumenkuppe auf den Ringfingernagel derselben Hand legen und die restlichen Finger ein wenig strecken, das auf einer oder auf beiden Seiten, wie es gerade angenehm ist. Sollte sich das berüchtigte „erste Kratzen“ im Hals einstellen, hilft ein anderer Griff:  Ist die linke Rachenhälfte gereizt, so hält man zunächst den rechten kleinen Finger mit den Fingern der linken Hand für wenigstens 10 min wie einen Fahrradlenker umschlossen und wechselt dann für ungefähr fünf Minuten auf den Ringfinger daneben. Kratzt es eher rechts, verfährt man entsprechend mit den Fingern der linken Hand. Die Finger müssen wir beim Auflegen oder Umfassen nicht fest drücken, wir sind in gutem Kontakt mit Schlössern oder Fingern und widmen ihnen unsere liebevolle Aufmerksamkeit. Beim Strömen selbst entspannen wir uns, unser Atem wird ruhiger und tiefer, wir lassen die Schultern sinken und ein Lächeln zu, sodass sich ein Wohlgefühl im Körper wie in der Seele ausbreiten kann.

Weitere Auslöser für Infektanfälligkeit sind kalte Füße, wie nicht nur unsere Großmütter es oft angemahnt hatten, sondern wie es auch durch neuere medizinische Studien belegt wird. Wer die Hände und Finger in die Leistenbeugen (SES 15) legt und dort verweilt, öffnet die Meridiane in die Beine und Füße hinein und verbessert dadurch deren Durchblutung, mit dem Ergebnis, dass die Füße warm werden. Dieses persönliche Energiezentrum ist darüber hinaus auch gut für Herz, Kreislauf und Nerven, beschleunigt Heilungsprozesse und hebt außerdem die Laune, was in trüben und nebligen Zeiten ein zusätzlicher Bonus ist. Legen wir außerdem eine Hand über die Schulter der anderen Seite mit den Fingerspitzen in Richtung des Bereichs zwischen Wirbelsäule und Schulterblattspitze (SES 3), während die andere Hand auf derselben Seite in der Leistenbeuge (SES 15) ruht, vermögen wir vorbeugend das Immunsystem anzuregen und manchen Infekt im Anflug abzuwehren. Auch hier empfiehlt es sich, den Griff einmal länger zu halten und die Seiten zu wechseln, dann kann man zwischendrin auch mal kürzere Sequenzen von 5 Minuten einlegen.

Die Lungenfunktionsenergie können wir mit dem sog. „Ankerschritt“ des entsprechenden Stroms unterstützen: Die linke Hand/Finger an den linken Rippenbogen unten (SES 14) und die rechte Hand/Finger an den Bereich direkt unterhalb der Mitte des linken Schlüsselbeins (SES 22), diesen Griff lange (ca. 15 min) halten und bei Gelegenheit auch spiegelverkehrt die rechte Seite strömen.) Dieser Griff unterstützt die Atmung in allen Aspekten und hilft Infekten wie Husten oder Bronchitis vorzubeugen oder abzuwehren, bevor sie überhaupt zum Ausbruch kommen. Zusätzlich kann das regelmäßige Halten des Ringfingers (beide Seiten) die Atmung stärken. (Asthmatiker* können auch mit der linken Hand den linken Rippenbogen (SES 14) halten und mit der rechten Hand/Fingern unter die letzte rechte Rippe nahe der Wirbelsäule (SES 23) gehen und anschließend entsprechend die andere Seite strömen.)

Neben dem Element der Luft, bewegen sich in der Zeit zwischen der Herbst-Tagundnachtgleiche und der Wintersonnenwende durch die alljährliche „Organ-Uhr“ der Monate auch die Blasen-, Nieren- und Zwerchfellfunktionsenergie. Bei ersterer ist es wichtig, auch das Brustbein als ihrem „Geburtsort“ warmzuhalten (auch Sitz der Thymusdrüse als Teil unseres Immunsystems) und wie abermals von den Großmüttern gepredigt, sich (im Freien) nicht auf kalte Flächen zu setzen, um Hämorrhoiden und Blasenentzündungen zu vermeiden. Stattdessen setzen wir uns im Warmen auf einer gut gepolsterten Unterlage mit den Fingern beider Hände an den Sitzbeinhöckern (SES 25), nach persönlicher Vorliebe mit Handrücken oder -fläche nach oben. Schon als Kinder hatten viele von uns sich oft auf die Hände gesetzt, um uns so zu regenerieren und wieder aufnahmefähig zu werden. Das können wir immer noch und unterstützen dabei auch unsere Blasenfunktion, die ja auch für das Ausscheiden von Toxinen und ausgesonderten Erregern zuständig ist. Mit der Blase eng verbunden ist auch die Niere, die wie sie dem Element Wasser zugeordnet, da sie ja den Wasserhaushalt reguliert und das Blut filtert, damit auch für das Immunsystem unerlässlich ist. Wenn uns also etwas „an die Nieren geht“, sollten wir sie mit Kleidung und unseren Händen warmhalten, die wir dazu am Rücken, direkt unter der letzten Rippe neben die Wirbelsäule (SES 23) legen. Wenn wir die Zeigefinger halten unterstützen wir Niere und Blase, damit den gesamten Flüssigkeitshaushalt, der ja das Austrocknen durch das Element Luft ausgleichen muss.

Der Herbst ist eine Zeit des Übergangs aus der prallen Fülle der Erntezeit in die Stille, ja den (vermeintlichen) Stillstand der Kräfte im Winter. Die spürbar kürzer werdenden Tage belasten das Gemüt vieler von uns, auch schwanken die klimatischen Einflüsse zwischen Wärme und Kälte und verlangen gehörige Anpassung von Körper, Geist und Seele. Hier helfen uns die Sicherheitsenergieschlösser unterhalb der Schlüsselbeine (SES 22), die wir gleichseitig oder überkreuz halten können. Egal ob Wetterumschwünge, Strahlung, Elektrosmog oder „schwierige“ Zeitgenossen, die vielleicht aufgrund der Jahreszeit übelgelaunt sind – mit diesem Griff lernen wir „glücklich zu sein, mit dem, was ist“ – und was wir ja doch nicht ändern können… 😉

Fällt es uns schwer loszulassen von den „leuchtenden Tagen“ des Sommers oder sonstigen schönen Erinnerungen, so halten wir hintereinander die Finger vom Daumen bis zum Ringfinger der einen und danach die der anderen Hand. Und sollte uns die zunehmende Dunkelheit des kommenden Winters in Depression und gar Verzweiflung treiben, dann halten wir die Handflächen in Gebetshaltung aneinander oder überkreuz. Der Funke der 6. Tiefe (Zwerchfell- und Nabelfunktionsenergie) wird uns wieder mit unserem Ursprung und unserer eigentlichen Heimat in tiefem Urvertrauen verbinden, dass in der längsten Nacht das Licht der Sonne neu geboren wird.

Suchen Sie sich also eine persönliche Sammlung an passenden Griffen und Sequenzen für die tägliche Anwendung aus, ganz nach den eigenen Bedürfnissen und wenden Sie sie dann auch jeden Tag an, um vorzubeugen oder bis schon aufgetretene Symptome abklingen und verschwinden. Nach einer Woche oder länger können Sie auch wieder Sequenzen austauschen oder durch persönliche Erfahrung als bewährt Erprobtes beibehalten.  

Eine entspannte und ruhige Passage durch eine bewegte Jahreszeit wünscht Ihnen

Ihr Jon Michael Winkler ©2023

*Und auch hier gilt: Alle Tipps und Anregungen immer nur zusätzlich zu allen erforderlichen medizinischen Maßnahmen anwenden! Sie haben nicht die Absicht medizinische Instanzen wie Ärzte oder Heilpraktiker zu ersetzen!

Veröffentlicht von stroembaer

Nicht nur Jin Shin Jyutsu Praktiker und Selbshilfelehrer, sondern auch ein täglich-wieder-aufs-Neue-Fan! Physio-Philosophierer mit Lust auf Exkurse in vielleicht auch unerwartete Gefilde. Neugierig bleiben, Lachen nicht vergessen und Zeit zum Regenerieren nehmen! Empfehlung für Dich wie mich! :-) Herzliche Grüße vom Strömbär :-)

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